Umgang mit dem Corona Virus
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Vorstand und ich als Präsident der DGKJP wenden sich heute an Sie: wir sind alle mit einer besonderen Situation konfrontiert aufgrund der Pandemie mit dem Corona Virus. Der Vorstand der DGKJP bemerkt auch eine Verunsicherung bei den Kolleginnen und Kollegen. Deswegen haben wir uns entschlossen, Sie in dieser Situation anzusprechen:
Derzeit steht im Vordergrund, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Wie und mit welchen Maßnahmen dies geschieht, müssen die lokalen Institutionen und Behörden entscheiden. Es kann deshalb keine Richtlinie der DGKJP oder anderer kinder- und jugendpsychiatrischer Verbände für ein Vorgehen im kinder- und jugendpsychiatrischen Kontext geben. Gleichwohl, die Versorgungsaufträge gelten! D. h. die Pflichtversorgung und auch die ambulante Versorgung ist durch unsere Kliniken sicherzustellen. Psychische Störungen sind Erkrankungen und keine Befindlichkeitsstörungen. Es bleibt unsere Aufgabe, gerade in Krisenzeiten, psychisch kranke Kinder zu versorgen und diese bedürfen auch jetzt unserer besonderen Aufmerksamkeit! Wie dies mit Augenmaß und unter dem Aspekt der Hygiene und der Eindämmung des Corona Virus geschehen kann, muss lokal entschieden werden. Hier bauen wir auf Ihre Erfahrung und Expertise. In dieser Situation müssen kreative, aber sichere Wege in der Versorgung gegangen werden, dies betrifft z. B. auch die Behandlung von Patienten mittels telefonischer Beratung oder videobasierte Therapien.
Es gibt örtlich unterschiedliche Vorgehensweisen. Selbstverständlich steht im Vordergrund, die Intensivkapazitäten der somatischen Versorgung zu sichern. Wie damit umgegangen wird, müssen die Leiter*innen der Kliniken entscheiden in Absprache mit Behörden, den Verwaltungen etc. Dies kann bedeuten, dass auch Kapazitäten der KJPP für die Betreuung von Kindern nicht abkömmlicher Mitarbeiter*innen genutzt werden müssen, telefonische Sprechstunden für Patient*innen eingerichtet werden etc. Meine persönliche und die Bitte des Vorstands ist: bitte besinnen Sie sich auf Ihre Kompetenzen als Ärzt*innen und bringen Sie Ihre Expertise ein. Versorgen Sie Ihre Patient*innen, schaffen Sie aber auch notwendige Ressourcen für die Notfallversorgung von somatisch kranken Patient*innen.
Bitte bedenken Sie auch in der Wirkung für die Öffentlichkeit, mit Bedacht zu handeln, und unbegründeten Ängsten entgegenzuwirken. Der umsichtige Umgang mit krisenhaften Situationen ist eine Aufgabe für unser Fachgebiet und trägt zur psychischen Gesundheit der Bevölkerung bei. Insofern bitte ich Sie, mit Augenmaß und Ihrer fachlichen Expertise, aber auch mit Mut an die anstehenden Aufgaben zu gehen, und vor Ort sinnvolle Lösungen für Fragestellungen zu erarbeiten. Es sei erlaubt anzufügen, dass juristische oder betriebswirtschaftliche Fragen, die bisweilen an uns als Vorstand in dieser Situation auch herangetragen werden, unserer Meinung nach derzeit sekundär sind. Es kommt darauf an, dass wir aktuell das Richtige tun, und das ist in unserem Fachgebiet die Patient*innen − auch unkonventionell − so zu versorgen, dass sie gesichert sind und andererseits die Kolleg*innen in den infektiologischen/intensivmedizinischen Bereichen so zu unterstützen, dass sie eine bestmögliche Arbeit leisten können.
Mit den besten Grüßen und Wünschen
Für den gesamten Vorstand der DGKJP:
Prof. Dr. M. Kölch
Präsident
Berlin, 19.03.2020